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Sicherlich waren einige von euch schon mal bei einer Datingplattform angemeldet. Man kommt ja heutzutage kaum mehr drum herum. Es gibt mittlerweile so viele Portale, dass ich mich überhaupt nicht mehr auskenne. Am beliebtesten sind in meiner Umgebung auf jeden Fall Lovoo und Tinder. Als ich mich damals auf Lovoo registriert hatte, war es erst mal total interessant. In kürzester Zeit bekam ich wahnsinnig viel Aufmerksamkeit, Komplimente und Anfragen. Damals war der Trend möglichst viele Bilder im Profil zu haben auf denen man Sport macht oder exotischen Urlaub genießt. Halbnackte Badebekleidungsbilder natürlich eingeschlossen.

Ich hatte jedoch das Gefühl dass die Aufmerksamkeit der Nutzer nicht lange auf einer Person ruhen konnte. Nur die wenigsten waren an einer ernsthaften Beziehung interessiert, parallel wurden 4 oder 5 Interessenten gedatet. Je nachdem wer zuerst verfügbarwar. Es war eine „spaßige“ Nebenbeschäftigung geworden Profile zu swipen und so wurde mit einer schnellen Fingerbewegung eine Person nach der anderen abgelehnt – für nicht schön oder interessant genug befunden.

Sicher gibt es auch Paare die sich durch Datingportale gefunden haben und eine glückliche Beziehung führen. Für viele war es jedoch ein beschwerlicher Weg dahin und deswegen schauen wir uns einmal genauer an, was Tinder & Co. mit unserer Gesellschaft und unserer Bindungsfähigkeit machen.

Welche Werte werden durch Tinder & Co. gefördert?

Unrealistische Selbstinszenierung

Wie ich oben schon erwähnt hatte, gab es gerade zu der Zeit als ich aktiv auf Datingportalen war, den Trend sich besonders sportlich und abenteuerlustig zu inszenieren. Ich bin mir sicher, dass die Fitnessstudios sich über diesen Trend gefreut haben, denn sie bekamen Monatsbeiträge von Mitgliedern die nie aufgetaucht sind. Prima. Aber wenigstens man kann ins Profil schreiben, dass man Fitness macht. Ein-, oder zweimal kann man ja vielleicht auch hingehen um gute Aufnahmen zu machen, die man dann ins Profil stellen kann. Vor dem Spiegel mit einer großen Hantel die man grade so halten kann.

Zusätzlich sollte man aber noch zeigen wie exotisch und vermögend man ist. Der nächste Urlaub muss auf jeden Fall ans Meer gehen. Türkis glitzerndes Meer, weißer Sandstrand und Billigtourismus zu Lasten der Einwohner. Aber die können ja froh sein, dass sie ihr täglich Brot mit den Insta-Lügen der Konsumgesellschaften verdienen. So kannst Du zum Beispiel auf Bali eine Tour buchen, die Dich an die schönsten Spots bringt um neidisch-machende Instagram Fotos aufzunehmen. Das klingt nicht nach einem spontanen, schönen Augenblick der festgehalten wurde, sondern nach harter Arbeit.

Die sozialen Medien und auch die Dating-Apps vermitteln ein völlig unrealistisches Bild vom Alltag. Sieh Dir gerne das Video an und Du wirst sehen was ich meine.

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Unechte Schönheitsideale als Norm

Leider sind es oft Frauen, die sich nicht selbst auf Tinder zeigen, sondern eine extrem geschminkte und gefilterte Version ihrer eigentlichen Schönheit. Es ist mir mehrmals passiert, dass ich zu einem Date kam und der Kerl mich nur extrem verwundert anstarrte. Als ich fragte was los sei, meinte er „Du siehst ja wirklich so aus wie auf deinen Bildern.“ Ja ist doch klar, oder nicht? Spätestens beim ersten Date face-to-face kommt es ja sowieso raus. Da kannst Du keine Filter mehr anwenden und das Gesicht nur begrenzt mit Make-up zu spachteln. Wie kann es denn gut gehen, wenn die neue Bekanntschaft direkt mit einer Lüge begonnen wird? Da muss man sich dann nicht wundern wenn man versetzt, beleidigt oder blockiert wird.

Viele Frauen fühlen sich jedoch gezwungen sich zu verstellen. Eine Maske aus Make-up und Beauty-Filter anzulegen. Denn je mehr das so gemacht wird, desto mehr ist es die Norm.

Wie kann ich als Frau dann noch positiv auffallen zwischen all den gefakten Gesichtern? Wie kann es die natürliche Schönheit aufnehmen, mit Filtern die große Augen, eine süße Nase, pralle Lippen und perfekte Haut inszenieren? Auch Body-Filter lassen sich anwenden und eine extrem schmale Taille, große Brüste und einen prallen Hintern kann man im Nu zaubern. Männer können sich damit einen Six-Pack und einen prallen Bizeps faken.

Am Ende verschiebt sich unser gesellschaftliches Bild von Schönheit enorm, sodass auf natürlichem Wege nicht mehr mitgehalten werden kann. Dabei wollen wir doch eigentlich geliebt werden, so wie wir sind. Auch morgens um 6 Uhr. Ungeschminkt und schlaftrunken. Vielleicht mit ein paar Kilo zu viel aber glücklich und ehrlich.

Oberflächliche & auswechselbare Kontakte

Wie war es denn früher auf dem Land mit der Liebe, der Beziehung und der Ehe? Meine Großeltern sind im selben Dorf aufgewachsen, das damals gerade mal um die 200 Einwohner hatte. Sie kannten sich, lernten sich besser kennen, verliebten sich und heirateten. Die Auswahl zur damaligen Zeit und die Mobilität waren sehr eingeschränkt. Nicht, dass sie sich nicht auch in der heutigen Zeit kennen und lieben gelernt hätten, wer weiß. Aber Du kennst es vielleicht auch, je mehr Auswahl, desto schwieriger die Entscheidung.

Bei Tinder und Lovoo geht es ja darum ein Match zu finden, um mit der Person der Begierde in Kontakt treten zu können. Diese Matches werden über das Matching-Spiel gefunden. Dabei wird Dir das Profilbild anzeigt und Du kannst mit einem Swipe (mit dem Finger über den Handybildschirm streichen) darüber entscheiden ob dir die Person gefällt oder nicht. Daraufhin wird direkt das nächste Profil angezeigt. Manche verbringen Stunden damit Profilbilder nach rechts (gefällt mir) oder links (gefällt mir nicht) zu swipen und so die Chance auf ein Match, also wenn die andere Person Dich auch gelikt hat, zu erhöhen.
Das heißt also, der Erstkontakt besteht einzig und allein aus dem unkommentierten begutachten eines Fotos. Ein einziges Foto oder spärliches Profil entscheidet also darüber, ob eine Kontaktaufnahme gewünscht ist. Da sind wir dann wieder bei den oberen zwei Punkten. Wieso sollte man sich dann natürlich und ungefiltert auf seinem Profilbild zeigen? Wenn man nur über ein Foto die Möglichkeit hat sich selbst zu präsentieren, sollte dies dann nicht besonders schön, sexy und interessant sein?

Wie schon erwähnt, ist es eigentlich üblich mit mehreren Flirts zeitgleich zu schreiben. Meldet sich eine/r davon für ein paar Tage nicht mehr, fehlt entweder das Interesse, oder das Dating geht in die nächste Phase über – nur halt nicht mit Dir. Dann bist Du uninteressant, bis sich vielleicht herausstellt, dass es bei den beiden nicht gepasst hat, dann – tadaaa! Bekommst Du wieder eine nette Nachricht mit einer fadenscheinigen Entschuldigung, oder einer ehrlichen Erklärung.

Prima, wenn man so hin-, und her wechseln kann zwischen menschlichen Beziehung. Wenn man so einfach einen netten Kontakt, durch einen interessanteren, hübscheren oder bereitwilligeren Kontakt austauschen kann.

So schnell und einfach wie Kontakte getauscht werden, so machen es auch einige mit ihren Sexualpartnern. Schnelllebige Dating-Apps wie Lovoo und Tinder bieten eine ideale Plattform um schnell an möglichst viele sexuelle Abenteuer zu gelangen. Für diejenigen die dabei echte Gefühle entwickeln, die glauben sie sind der einzige Sexualkontakt und die mit fadenscheinigen Liebesbekundungen an der langen Leine gehalten werden, ist dies sicher eine schmerzhafte Erfahrung.

Beziehung als Einschränkung

Noch nie war es so leicht an potentielle Sexualpartner zu gelangen. Eine ganze Horde von willigen, nymphomanischen und abenteuerlustigen Singles wartet nur darauf sich sexuell auszuleben und ihre Unabhängigkeit zu zelebrieren. Warum eigentlich nicht? Jeder kann das natürlich so handhaben, wie es ihm beliebt. Schwierig wird es jedoch, wenn andere unter diesem Verhalten leiden. Es ist auch alles immer eine Frage der Kommunikation. Sage ich „Ich möchte gerade keine feste Beziehung. Mir geht es darum Spaß zu haben und Du bist dabei nicht mein einziger Kontakt“ ist das vollkommen okay. Das Gegenüber weiß, worauf es sich einlässt. Nicht okay ist allerdings, das Gegenüber hoffen zu lassen, es könnte doch noch etwas ernstes daraus werden, oder zu behaupten sie/er wäre die/der einzige.

Die schnelle und oft unkomplizierte Lustbefriedigung führt dazu, dass echte Beziehungen abgelehnt werden. Es ist natürlich viel einfacher die Bettgeschichte recht schnell nach dem Höhepunkt nach Hause zu schicken, statt ihr bei ihren Familien-, oder Berufsproblemen zuzuhören.

Es ist leichter, seinen Tag zu planen, ohne dass jemand ein Wörtchen mitredet. Aber es ist eben auch einsamer. Es wartet niemand zu Hause auf Dich und fragt Dich danach wie es Dir geht. Es macht sich niemand die Mühe für Dich zu kochen und Dich damit zu überraschen, wenn Du von einem harten Arbeitstag zurück kommst. Es sei denn Du lebst noch bei Deiner Mama. Aber das gilt ja für die meisten Erwachsenen hoffentlich nicht.

Eine echte und gesunde Beziehung, in der Freiheiten und individuelle Entwicklung selbstverständlich sind, gibt einem so viel. Wärme, Zuneigung, Verständnis, Wertschätzung. Bist Du sicher, dass Du wirklich gerade unabhängig, auf Dich selbst fokussiert und Single sein möchtest, oder ist dies nur eine fadenscheinige Erklärung für Deine Angst vor Bindung?

Bindungsangst oder selbstbestimmte Freiheit?

Was ist Bindungsangst?

Quelle: https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/anwendungsdisziplinen-der-psychologie/bindungsangst/

Wie zeigt sich Bindungsangst am Verhalten?

emotionaler Abstand

Das Date war wunderschön und romantisch. In der Nacht kommst Du nach Hause und bist im Glück. Am nächsten Tag schreibst Du eine SMS aber keine Antwort. Auch später, keine Antwort. Das Szenario, vor dem mittlerweile viele Singles sich fürchten – ghosting.

Ähnliches Verhalten zeigen Manche indem sie immer wieder extreeeem lange Pausen zwischen den Antworten entstehen lassen. Die Kommunikation stockt gewaltig und es ist kaum möglich ein richtiges Gespräch entstehen zu lassen. Mit den Treffen ist es noch schlimmer. Sie bleiben ständig unverbindlich, unpräzise oder sagen die Treffen kurz vorher ab. Meist haben sie jedoch einfach gar keine Zeit, außer vielleicht für eine schnelle Nummer.

Selbst wenn die Affäre schon einige Zeit andauert – sobald Du versuchst etwas zu planen und von einem Wir zu sprechen, wird dies abgeblockt. Bindungsängstliche Personen haben wahnsinnige Panik vor Verbindlichkeit und Zukunftsplanung.

Ihr hattet schon einige Dates und es war meistens schön aber häufig hattest Du das Gefühl dein Gegenüber ist abwesend. Die Aufmerksamkeiten und Herzlichkeit nimmt ab und Du fühlst Dich irgendwie Fehl am Platz oder fast schon störend. In Konversationen hast Du manchmal das Gefühl gezielt verärgert zu werden mit Aussagen und vermeintlichen Meinungen, die Dich provozieren sollen und verletzen. Als würde dein Gegenüber dich loswerden wollen, ohne dafür Selbst die „Schuld“ zu tragen.

Je näher Du an eine Person mit Bindungsangst heran möchtest, je mehr Forderungen Du stellst, desto weiter wird er/sie sich von Dir entfernen. Zeigst Du dann wieder weniger Interesse, bist nicht so verfügbar wie er/sie es gern hätte wirst Du wieder interessant. Solche Heiß-Kalt-Spiele sind ganz typisch für eine Person mit Bindungsangst. Die Gefahr geht von der Nähe aus, dann wird Abstand gesucht. Bist Du jedoch weit genug weg, sind die Gefühle für Dich wieder abgeflacht und im „ungefährlichen“ Bereich wird wieder Nähe gesucht.

körperlicher Abstand

Auch körperlich wird nur ein gewisses Maß an Nähe zugelassen. Da bindungsängstliche Personen sehr ambivalent in ihren Gefühlen und ihrem Verhalten sind, verändert sich dieses Maß jedoch ständig. In manchen Situationen sind sie losgelöster von der Angst (zum Beispiel durch Alkohol) und lassen mehr emotionale und körperliche Nähe zu. Kuscheln nach dem Sex wird nicht zugelassen oder plötzlich abgebrochen. Liebevolle Berührungen und Zärtlichkeit kommen eher weniger von ihnen und können schlecht zugelassen werden. Körperliche Nähe in der Öffentlichkeit ist ihnen unangenehm, denn sie möchten auch nach außen hin weiter Unabhängig sein.

Unabhängigkeit

Es ist das beste Argument für jemanden mit Bindungsangst. Ich möchte unabhängig sein. Ich habe gerade keine Zeit für eine Beziehung. Ich muss erst mal dies und jenes erreicht haben, bis ich für eine Beziehung bereit bin.

Klar. Es gibt auch Phasen im Leben, da braucht man Zeit für sich. Da hat man einen anderen Fokus. Jedoch ist bei Personen mit Bindungsangst auffällig, dass sie irgendwie noch nie wirklich in einer Beziehung waren, oder in häufig wechselnden, kurzen und oberflächlichen Beziehungen. Es ist für sie am einfachsten alleine zu sein und sich gar nicht erst auf jemanden einzulassen. Brauchen sie doch mal Nähe oder Sex, bieten sich One-Night-Stands, Affären oder käuflicher Sex an.

Von außen betrachtet wirken Menschen mit Bindungsangst überwiegend selbstbewusst, zielorientiert und charismatisch. Wobei es natürlich auch eher introvertierte Menschen mit Bindungsangst gibt. Jedenfalls wirkt es eher so, als wäre das Single-Leben gewünscht und gezielt so ausgesucht. Dass dahinter quälende Gedanken, schlaflose Nächte und eine gewaltige Selbstwertproblematik steht, ist nicht sichtbar.

Woran erkenne ich Bindungsangst bei mir selbst?

Ich finde es immer schwierig sich über das Internet selbst zu diagnostizieren. Auch wenn es keine offizielle Diagnose zu Bindungsangst gibt, solltest Du folgendes nicht zu sehr zu Herzen nehmen, falls es auf Dich zutrifft. Dennoch kann es für Dich hilfreich sein zu verstehen woher manche Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen kommen.

Wie entsteht Bindungsangst?

Bindungsangst entsteht zumeist in der Kindheit und hat mit der Bindungserfahrung in den ersten Jahren zu tun. In den ersten Jahren und mit den primären Bindungspersonen bildet sich die Grundlage für die Bindungsfähigkeit und das Urvertrauen aus. Diese sind maßgeblich, jedoch nicht unumkehrbar, für unser späteres Verhalten in Beziehungen.

Hierzu habe ich kürzlich einen Blog-Eintrag verfasst und Du kannst gerne ausführlich darüber lesen.

Erwachsene mit Bindungsangst können folgende Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht haben, die der Auslöser für ihr bindungsängstliches Verhalten sind:

  • Eine Bezugsperson, die dem Kind eigentlich Sicherheit und Fürsorge zeigen sollte, wirkt bedrohlich und furchteinflößend. Folge = Abstand und Abgrenzung zur Bezugsperson, Beziehung wird als Bedrohung empfunden
  • Die Bindungsperson wirkt kühl und abweisend. Das Kind mit seinem Bedürfnis nach Nähe, Aufmerksamkeit und Zuneigung wird zurückgewiesen. Folge = Bedürfnis nach Nähe ist negativ behaftet, darf nicht sein, bereitet nur Schmerz, wird unterdrückt
  • Die Bezugsperson stellt hohe Erwartungen und Forderungen, dem das Kind nicht gerecht werden kann. Folge = ständiges Gefühl nicht gut genug zu sein, es nicht wert zu sein geliebt zu werden
  • Eine Bezugsperson ist sehr kontrollierend und bestimmend. Folge = Nähe und Fremdbestimmung erzeugt das Gefühl zu ersticken. Einengung führt zu Flucht.
  • Die Bezugsperson benötigt stets die Unterstützung vom Kind. Das Kind muss eine erwachsene Rolle einnehmen, eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele unterdrücken um der Bezugsperson zu helfen. Folge = Geliebte Menschen stellen Forderungen. Eigene Bedürfnisse und Wünsche müssen unterdrückt werden. Nur alleine-sein macht es möglich glücklich zu sein.

Auch im Jugend-, und Erwachsenenalter können Bindungsängste entstehen. Gründe können gewalttätige, toxische Beziehungen oder sexueller Missbrauch sein. Das Vertrauen zu anderen Menschen wird dadurch stark beschädigt.

Wie fühlt sich Bindungsangst an?

Wie oben zu lesen ist, kann Bindungsangst aus unterschiedlichsten Gründen entstehen. Somit sind auch die Auswirkungen unterschiedlich. Folgende tieferliegende Ängste können Bestandteil der Bindungsangst sein:

Für Betroffene ist die Bindungsangst Schutzwall und Gefängnismauer zugleich. Zum einen wollen sie keine tiefer gehenden Liebeserfahrungen machen, zum anderen sehnen sie sich aber auch danach partnerschaftliche Liebe erleben zu können. Vor allem im Jungendalter und dem frühen Erwachsenenalter ist dies eher weniger auffällig. Es ist sowieso bei den meisten eine Phase, in der viel ausprobiert wird, in der Partys und Freunde wichtig sind oder die Welt bereist wird.

Doch später, wenn dann so langsam Freunde heiraten, Kinder bekommen und die eigenen Eltern immer wieder fragen, wann sie dann mal Großeltern werden, steht die Bindungsangst im Weg. Vor allem wenn man selbst eigentlich mal sesshaft werden möchte.

Bindungsangst vereint die Gefühle von Liebe und Angst. Es fühlt sich so an:

Dein Date…

  • … kommt Dir nahe. Du verspürst plötzlich das Bedürfnis ihn/sie wegzudrücken. Eine Berührung macht dir Gänsehaut, ekelt Dich oder fühlt sich sogar schmerzhaft an.
  • … spricht schon davon mit Dir in den gemeinsamen Urlaub zu fahren oder deine Eltern kennen zu lernen. Du hast das Gefühl Du musst ihn/sie „loswerden“. Die gerade noch empfundenen herzlichen Gefühle erstarren und Du fühlst Dich erdrückt.
  • … meldet sich andauernd und schreibt ständig wie toll Du bist. Du hast kein Interesse mehr an einem weiteren Treffen. Auch zurückschreiben willst Du nicht mehr. Du bist nur noch genervt und verhältst Dich abweisend.
  • … meldet sich plötzlich gar nicht mehr. Auf Deine Nachrichten reagiert er/sie nicht, obwohl sie gelesen werden. Du willst unbedingt wissen was los ist, da doch alles so gut lief. Du würdest ihn/sie so gerne bald wieder sehen.
  • … hat Dir eigentlich sehr gut gefallen. Du entdeckst jedoch immer mehr Kleinigkeiten, die unattraktiv sind. Und sowieso passt es nicht zu hundert Prozent. Du bewertest nach unerreichbaren Maßstäben und wenn er/sie nicht perfekt ist, dann bleibst Du lieber alleine. Es könnte ja jemanden geben der besser zu Dir passt.
  • … ist so herzlich und ehrlich. Es fällt Dir schwer deine coole und harte Fassade aufrecht zu halten. Du merkst, dass Deine Schutzmauer allmählich bröckelt. Alarm! Das bedeutet sofortiger Rückzug, bis die Mauern wieder aufgebaut sind. Niemand darf Dir so nah kommen.

Was kann ich gegen Bindungsangst tun?

Wunderbar ist es schon mal, wenn Du erkannt hast, dass da ein Problem ist. Informiere Dich ausführlich und reflektiere deine vergangenen Begegnungen und Beziehungen. Inwiefern treffen zum Beispiel oben genannte Punkte auf Dich zu? Gut ist auch, schriftlich zu reflektieren. Du kannst einfach alles frei aufschreiben, was Dir zu dem Thema in den Kopf kommt und bewahre die Notizen auf jeden Fall auf. Manche Zusammenhänge erkennt man erst im Nachhinein.

Es ist nicht nur sinnvoll über die Auswirkungen, sondern auch die Ursachen deiner möglichen Bindungsangst zu beleuchten. Wenn Du die Vergangenheit loslassen kannst, Dich von alten Gefühlen und Erlebnissen frei machen kannst, hast Du die Möglichkeit Liebe und Beziehung neu zu erleben.

Wenn Du Begleitung und Unterstützung dabei möchtest, berate ich Dich gerne in einem Coaching. Wir können zusammen analysieren was zu deiner Bindungsangst geführt hat, was heute noch Trigger sind und gemeinsam Strategien entwickeln, wie Du mehr Liebe und Vertrauen zulassen kannst.

Buche Dir dafür ein kostenloses, unverbindliches Kennenlern- Gespräch oder sieh dir meine weiteren Coaching-Inhalte an.

Um Dich selbst besser zu verstehen, beobachte Dich in Beziehungs-, und Nähesituationen. Achte darauf, was dazu führt, dass Du Dich bedroht fühlst und bis wohin Du Dich noch sicher fühlst. Welche Eigenschaften, Worte oder welches Verhalten sind für Dich noch okay? Sei auf jeden Fall immer sehr achtsam und liebevoll mit Dir. Du kannst nichts dafür, dass du so empfindest. Es ist nicht deine Schuld und es ist okay. Du wirst es schaffen Liebe zulassen zu können.

Wenn Du einen potentiellen oder einen Partner hast, spreche offen über deine Bindungsangst. Dein Gegenüber sollte Verständnis zeigen und Interesse daran zeigen Dir entgegen zu kommen. Du solltest auch darauf achten nicht vorwurfsvoll zu klingen, sondern erklären dass es Deine persönliche Geschichte ist, die bestimmte Gedanken und bestimmtes Verhalten in Dir auslösen. Dein (potentieller) Partner sollte Verständnis dafür zeigen.

Wie hängt nun die Bindungsangst und das Online-Dating zusammen?

Es ist durch Online-Dating viel einfacher geworden mit der Bindungsangst zu leben. Durch die schnelllebigen Kontakte ist es nicht nötig wahre Nähe zuzulassen. Jemand der einem emotional zu Nahe kommt, mit dem wirklich einen Beziehung möglich wäre, kann einfach fallen gelassen werden. Es gibt ja sowieso noch unzählige weitere Gelegenheiten.

Die große Auswahl und schnelle Verfügbarkeit macht es bindungsängstlichen Personen leicht, sich selbst einzureden es gäbe bestimmt noch jemand besseren da draußen. Bei so viel Auswahl kann man sich ja nicht mit dem/der Ersten zufrieden geben. Das ist ja schließlich auch nicht fair den anderen gegenüber und woher sollte ich dann wissen, dass ich nicht das beste verpasse?

Durch die Anonymität ist es viel leichter jemandem einen Korb zu geben. Man muss sich dann ja nicht mal groß rechtfertigen, sondern kann das Profil einfach blockieren. Es war noch nie so leicht jemanden auf Abstand zu halten.

Aber auch das Kennenlernen ist durch die Anonymität viel einfacher. Man hat nicht so viel zu verlieren, vor allem nicht sein Gesicht, denn sollte es mal peinlich werden, kann man den Kontakt löschen oder blockieren. Das geht bei einer Person die einem direkt gegenüber steht natürlich nicht. Die Hürde jemanden im echten Leben anzusprechen wird dadurch noch viel größer. Soziale Ängste nehmen zu. Auch die Art und Weise der Kommunikation im realen Leben unterscheidet sich von den Gepflogenheiten des Internets. Finden soziale Kontakte und Flirts nur noch online statt, kann man den Bezug zu den Offline-Kontakten immer mehr verlieren.

Wenn die Einsamkeit ruft, wird die innere Leere einfach durch swipen und chatten gestopft. Die vielen Komplimente und die Anerkennung tun natürlich gut und lösen im Gehirn einen Belohnungseffekt aus. Wie toll das Gefühl dann auch noch ist, wenn ganz fett „MATCH“ angezeigt wird. Die Bestätigung von einer attraktiven Person gematcht zu werden, kann einen beschissenen Tag zu einem guten machen. Und weil man immer mehr von dieser Bestätigung haben möchte, kann es zu einer Sucht werden.

Bis es dann mal zu einer echten Beziehung kommt und man damit seine Bindungsangst überwindet, kann es ewig dauern. Denn nicht nur Anerkennung hält das Online-Dating bereit, sondern auch Frust, Enttäuschung und Verletzung. Genau das, wovor man eigentlich wegläuft.

Ich möchte nicht über Online-Dating urteilen. Ich kenne einige Paare die sich über solche Portale kennen gelernt haben und immer noch zusammen sind. Die geheiratet haben, ein Haus und gemeinsame Kinder haben. Ich kenne Menschen, bei denen sich eine Freundschaft durch anfängliches Online-Dating entwickelt hat. Ich habe selbst interessante Personen kennen gelernt und bin dankbar dafür, bestimmte Erfahrungen gemacht und daraus gelernt zu haben.

Wichtig ist nur, stets zu reflektieren was Dir gut tut und was nicht. Was Dich langfristig stärkt oder herunterzieht. Was Dir nützt und was Dir schadet. Versuche immer wieder zu überprüfen, ob Du Deine Werte und Authentizität noch bewahrst und ob Du Dich zu Deinen Zielen hinbewegst.


Wie Du leben möchtest und wen Du lieben möchtest, entscheidest Du selbst. Ob Du lieber alleine sein möchtest, oder in einer Beziehung leben möchtest. Ob Du online oder offline nach der Liebe suchst, oder Dich einfach finden lässt. Hauptsache Du bist wirklich glücklich.

Das wünsche ich Dir von ganzem Herzen,

deine Sonja 🌹 von selflove-empowerment ♥︎